Tuning und Zubehör
Seit jeher ein strittiges Thema -nicht nur in der in der Oldtimerszene- ist das Tuning, früher auch "frisieren" genannt.
Vom rein optischen Tuning über klassisches Motortuning hin zu Komplettumbauten existieren entsprechende Anbieter von Zubehör,
Dienstleistungen oder Komplettumbauten bereits seit den 50er Jahren, fungieren teils sogar als eigener Fahrzeughersteller.
Als gutes Beispiel kann Walter Treser mit seinen Roadster-Umbauten auf Urquattro-Basis gelten
Erlaubt ist, was gefällt - die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden - und letzten Endes kann jeder mit seinem Eigentum das machen, was er für richtig hält.
Trotzdem bleibt eine exakte Abgrenzung dessen, was die Szene goutiert und was abgelehnt wird, sehr schwierig.
Gegen einen sauber aufbereiteten Satz Ronal R8 Tiefbettfelgen in 15 Zoll am Audi 80 werden die wenigsten B2-Enthusiasten etwas einzuwenden haben,
er wirkt im Gegenteil sogar durchaus wertsteigernd, obschon er nie ab Werk auf einen Typ 81 oder 85 montiert war.
Eine komplett gecleante Karosserie mit fachmännisch angeschweißter Motorhaubenverlängerung (sog. "Böser Blick"),
im Effekt-Farbton sauber lackiert, tiefergelegt und mit Alcantara-Innenausstattung sowie hochwertigen Hifi-Komponenten versehen,
stellt sicher für sich gesehen ein Gesamtkunstwerk dar, kann durchaus ein ästhetisches Bild abgeben und für Pokale beim Tuningtreffen sorgen.
Das "Problem" solcher Komplettumbauten ist allerdings, daß sie bei einem eventuellen Verkauf so gut wie nie ihre Aufbaukosten einspielen,
da sich dafür zumindest ein Käufer finden müßte, der nicht nur einen ähnlichen Geschmack hat, sondern auch Willens ist,
eine größere Summe für das bereits "fertige" Projekt eines Anderen auszugeben.
Ehernes Gesetz dieser Szene: Tuning bekommt man nicht bezahlt.
Baut man ein solches Fahrzeug ausschließlich für sich auf, ist dies nebensächlich.
Hat man allerdings - und dahin geht der Trend eindeutig – auch eine gewissen Werterhalt bzw. sogar Wertsteigerung im Sinn,
ist einzig und allein der Originalzustand das Gebot der Stunde.
Spurlos rückzurüstende Veränderungen (wie z.B. Felgen) sind dabei jedoch ebenso akzeptiert wie zeitgenössische Modifikationen
oder Nachrüstungen bis zu einem gewissen Punkt, und können wie bereits erwähnt sogar zur Wertsteigerung beitragen.
Im Gegensatz zu den USA, wo sich eine Szene etabliert hat, die nichts Anderem als dem absoluten Auslieferungszustand
(bis hin zum korrekten Reifenfabrikat) huldigt, ist die Szene hierzulande toleranter, wenn es z.B. um Nachrüstung von Color-Verglasungen,
elektrischen Außenspiegeln oder einer werksoriginalen Zentralverriegelung geht, sofern der Einbau sachgemäß und mit Originalteilen vorgenommen wurde.
So wäre eine Nachrüst-Zentralverriegelung aus der "Do-it-Yourself" –Ecke des Baumarktes bereits wieder ein "No-Go".
Fremdteile werden nur dort akzeptiert, wo sie Sinn machen - oder die Optionen fehlen:
die bekannten Edelstahlauspuffanlegen von BN-Pipes wirken sich ebenso wertsteigernd aus wie ein nachgerüstetes Lichtupdate für die Zentralelektrik.
Zeitgenössische Komplettumbauten dagegen finden auch trotz der Abweichungen vom Auslieferungszustand ihren Markt, wenn sie von namhaften Herstellern stammen:
Ein sauber aufgebautes Kamei-X1-Coupé oder ein 80er in vollem VOTEX-Spolier-Ornat gilt als erhaltenswertes Zeitdokument
und kann unter Kennern preislich durchaus einem komplett originalen Auto das Wasser reichen.
Letzten Endes bleibt es aber jedem selbst überlassen, seinen Wagen nach dem eigenen Geschmack zu individualisieren;
Und vermutlich wird sich kaum ein B2 finden lassen, der bis zur letzten Schraube so dasteht, wie er einst das Werk verlassen hat.