Scheibenzierleisten
Ein untrügliches Indiz für ein Leben als Laternenparker gelten bei den B2-Limousinen die Zierleisten-Einsätze von Front-, Heck- und Dreiecksscheiben,
ab Modelljahr ´81 gefertigt aus transparentem Kunststoff mit dünnem, eingegossenem Aluminiumstreifen.
Im Neuzustand echten Chromleisten zum Verwechseln ähnlich, werden sie durch UV-Strahlung über die Jahre mattweiß,
spröde und undurchsichtig - bis hin zum Reißen & Aufplatzen in Extremfällen.
Noch dazu bilden sich durch den Schrumpfungsprozeß Spalte zwischen den Leisten an den Ober- & Unterkanten von Front- & Heckscheibe,
die nicht mehr durch den V2A-Verbindungsclip abgedeckt werden können.
An Front- und Heckscheibe sind (jeweils !) vier formal unterschiedliche Leisten verbaut; ein Komplettsatz besteht demnach aus acht unterschiedlichen (!) Teilen.
Die beiden unteren Leisten an den hinteren Dreiecksfenstern der viertürligen Limousine sind (pro Seite) jeweils identisch.
Bei Audi sind diese Leisten mittlerweile allesamt entfallen.
Auch Gebrauchtteile nutzen hier meist wenig, da diese - nach über 30 Jahren - meist enauso matt & unansehnlich sind;
höchstens bekommt man mit viel Glück Teile von einem Garagenwagen, der so gut wie nie UV-Strahlung gesehen hat;
jedoch werden solche Autos in der Regel nicht unbedingt geschlachtet.
Nach ein paar weiteren Jahren im Freien sehen diese Leisten dann auch wieder genau so aus wie die, die man ausgebaut hatte.
Der Audi 4000 besaß diese Kunststoffleisten ab Werk in mattschwarzer Ausführung.
Vier Möglichkeiten:
1. man besorgt die Vollmetall-Leisten der Limousinen bis MJ 81 - diese sind formal identisch und -da aus Edelstahl- quasi ewig haltbar
(nur Front- & Heckscheibe, nicht jedoch Dreiecksscheiben - die letzteren sind immer aus Kunststoff).
Die Zierleiste der Heckscheibe ist bei der V2A-Version zwei- statt vierteilig.
Leider sind diese V2A-Teile selten + schwer zu finden - und wenn sie auftauchen, meist recht teuer.
Wenige Autos der frühen Baujahre ab ´78 haben bis heute überlebt.
2. man besorgt sich die Scheibendichtungen aus schwarzem Vollgummi, wie sie beim 80er C, LC, SC, GT, GTE, GT, GTE und 80 quattro verbaut waren.
3. falls die Kunststoffleisten einfach "nur" matt sind und die obere Kunststoffschicht noch nicht spröde oder gerissen ist
(die nächste Stufe der Verwitterung), kann auch Lackieren in mattschwarz oder silber eine Option sein.
Schrumpfungsbedingte Lücken lassen sich durch das Einsetzen zusätzlicher Abdeck-Clips optisch überbrücken.
4. Bekleben der Leisten mit 3D-Chromfolie für KFZ-Anwendungen, diese Folien sind durch Erwärmen etwas dehnbar.
Ein diesbezüglicher Langzeitversuch in der IG läuft momentan.
Eines muß jedoch im Voraus gesagt werden: zum Tausch der Leisten müssen die Scheiben ausgebaut werden !
Die Leisten lassen sich nicht wieder einsetzen, wenn man sie einmal aus dem Dichtgummi herausgezogen hat, ohne die Scheiben auszubauen !
Es gibt auch kein Einzieh-Werkzeug dafür (wie z.B. bei älteren BMW); zum Einbau der Leiste müssen definitv Scheibe + Gummi ausgebaut werden.
Viele Typ 81/85-Fahrer sind hier schon "hereingefallen", weil ihnen ein alter Meister gesagt hat, es gäbe da spezielle Einziehwerkzeuge für Chromkeder in Scheibengummis...
Stimmt auch - die Teile beim B2 sind aber leider keine (Zier-)Keder, sondern Leisten, die den Gummi spreizen und so für Dichtigkeit sorgen.
Fehlen die Leisten, sind die Scheibendichtungen ohne Querspannung - und es läuft bei Regen Wasser in den Innenraum.
Ein zusätzlicher Punkt zur Lagerung ausgebauter Leisten:
durch die ungleichmäßige Schrumpfung krümmen sich ausgebaute Teile innerhalb weniger Tage wie eine Banane nach innen,
was einen eventuellen Wiedereinbau erheblich erschweren kann.
Die Teile sollten -wenn möglich- in einem (evtl. ebenfalls ausgebauten) Scheibengummi in Einbauposition gelagert werden;
einige IG-Mitlieder haben sich auch schon eine Art "Klemmvorrichtung" aus Holz + Kabelbindern erdacht,
damit die Teile langfristig ohne Verzug eingelagert werden können.
Was aber auch bedeutet: wenn man Leisten hat, die einfach "nur" matt oder geschrumpft sind (und noch nicht wellig, aufgeplatzt oder gebrochen),
sollte man diese aufheben - denn zum Aufarbeiten für einen "Leidensgenossen" sind sie allemal gut genug !