Aus- & Einbau Frontscheibe Limousine & Coupé


Als letzter Audi verfügt die B2-Baureihe noch über eingezogene statt eingeklebte Scheiben, was heute dem Aus- & Einbau in Eigenregie entgegenkommt.

Bis auf die frühen Modelle besteht die Frontscheibe aus Zweischicht-Verbundglas mit einer Klebefolie als Mittelschicht.
Bei Beschädigungen bleibt die Scheibe so in der Regel dicht & einem Stück, was im Schadensfall die Weiterfahrt bis zum Austausch ermöglicht.
Nachteil ist die geringere Flexibilität von Verbundglas, was die Bruchgefahr bei Ein- & Ausbau oder auch Transport erhöht.

Die Frontscheiben sehr früher Modelle bestehen teils noch aus getempertem Sekurit ("Krümelglas") und sind unempfindlicher gegen Steinschläge;
auch Ein- & Ausbau werden durch eine gewisse Flexibilität des Materials erleichtert.
Im Fall des Glasbruchs zerplatzt die Scheibe jedoch in tausende kleine Bruchstücke.

Trotz Originalität ist bei einer Restaurierung Verbundglas im Zweifel einer Sekuritscheibe vorzuziehen;
Klarheit über das Material gibt das Schriftfeld in der unteren Scheibenecke.

Sämtliche übrigen Scheiben am B2 bestehen ansonsten (alternativlos) immer aus Sekurit.

Wenn das Verbundglas der Frontscheibe durch Kapillarwirkung an den Rändern Feuchtigkeit gezogen hat + milchig wird,
oder über 30 Jahre lang vom Straßensplitt "sandgestrahlt" wurde und somit bei Dunkelheit für Blindflug sorgt, sollte man über einen Tausch nachdenken.

Nach wie vor sind heute beide Scheibentypen (Coupé und Limousine) in den damals lieferbaren Tönungen noch neu im KFZ-Zubehör erhältlich.
Vorsicht: entgegen anderlautender Gerüchte sind die Frontscheiben von Coupé und Limousine nicht identisch !

Die Dichtung:

Leider ein heute noch übliches Vorgehen - auch in Fachwerkstätten - ist das unnötige Zerschneiden des originalen Dichtgummis
(bei meist sowieso kaputter Scheibe !) und die anschließende Verwendung von Repro- oder Zubehördichtungen, deren Paßform zwar gut ist,
deren moderne Materialmischung allerdings keine der (heute aus Umweltgründen nicht mehr gebräuchlichen) Weichmacher enthält, die in den 80er Jahren verwendet wurden.

Mehreren Erfahrungsberichten aus der Szene zufolge ziehen sich die modernen Repro-Scheibendichtungen schon nach wenigen Jahren durch Witterungseinflüsse
und vorzeitiges Ausdünsten der Weichmacher derart zusammen, daß sie an den Rändern undicht werden und Wasser in den Innenraum gelangen kann.

Bei der Verwendung von originalen, gebrauchten oder NOS-Teilen ist diese Phänomen nicht bekannt.

Mit etwas Geduld ist es auch für eine Hobbyschrauber kein Problem, Scheibe und Gummi heil auszubauen, ohne irgendetwas kaputtschneiden zu müssen.

Der Ausbau:

Zuerst alle Zierleisten (falls vorhanden) vorsichtig und ohne sie zu knicken/biegen aus dem Scheibengummi herausziehen
(entfällt bei 80 GT/GTE/quattro mit den schwarzen Vollgummi-Dichtungen sowie Coupé /Urquattro ab Mj.81).

Wenn die Scheibe nicht mehr wiederverwendet werden soll: Haube und Armaturenbrett/Innenraum mit Decken/Tüchern auslegen
und von innen mit beiden Füßen gegen die Scheibe drücken; dies ist der schnellste Weg - und natürlich das Ende der Scheibe.

Dies empfiehlt sich allerdings nur bei einer Verbundglas-Frontscheibe, da diese immer am Stück bleibt.
Welche Frontscheibe ist verbaut ? Siehe Stempel im Glas unten in der Ecke.

Wenn die Scheibe wiederverwendet werden soll:

- Tür-Dichtgummi abziehen
- A-Säulenverkleidungen beidseitig abnehmen
- Innenspiegel demontieren (kleine Inbus-Madenschraube am Spiegelfuß lösen + Spiegel nach oben abschieben)

Mit einem breiten, abgerundeten/-gefeilten Schlitzschraubendreher die Scheibendichtung von innen über den Blechwulst drücken.
Falls der Gummi anfangs wieder zurückrutscht, können z.B hölzerne Pommes-Gabeln vom Imbiß dazwischengesteckt werden,
bis sich der Gummi auf 10-15 cm hinter den Blechfalz gelegt hat und nicht mehr von alleine zurückrutscht.

Man beginnt oben in der Mitte und arbeitet sich abwechselnd gleichmäßig rechts und links entlang nach unten.
Die Scheibe erst herauszuheben, wenn man mindestens (!) in den beiden unteren Ecken angekommen ist,
auch wenn der mehr und mehr sichtbare Spalt stark dazu verlockt, sie früher herauszunmehmen - Verbundglas verzeiht keine Hektik.

Am besten mit einem Helfer dann vorsichtig schräg nach oben (entlang der A-Säulen-Neigung) mitsamt Gummi herausziehen.
Eine ausgebaute Scheibe NIE ohne Kantenschutz/weiche Unterlage auf einen Steinboden o.ä. stellen !

Die Vorbereitung zum Einbau:

Scheibenrahmen ggf. entrosten, schweißen, grundieren + lackieren.

Die originale Frontscheibendichtung (wenn möglich) wiederverwenden, dazu penibel reinigen und alle Dichtungsreste aus den Nuten entfernen.
Viel Schmutz kann sich über die Jahre auch in der Zierleisten-Nut (falls vorhanden) ansammeln.

Eine Wolldecke auf die Motorhaube legen.

Die Frontscheibe mit der Außenseite auf die Motorhaube legen, die Halterung des Innenspiegels zeigt dabei Richtung Fahrzeugfront.

Den Rand der Scheibe penibel reinigen, dann den Gummi auf die Frontscheibe fädeln.

Falls Zierleisten vorhanden sind: Scheibe umdrehen und die gereinigten Leisten in den Scheibengummi fädeln, Verbindungsstücke nicht vergessen.

Die Scheibe danach wieder vorsichtig auf die Außenseite zurückdrehen, ohne daß die Zierleisten dabei wieder aus dem Gummi rutschen.

Scheibenwischer hochklappen.

Der Einbau:

Es ist zwingend eine zweite Person zum Einbau erforderlich.

Die Scheibe liegt auf der Haube, die Halterung des Innenspiegels zeigt Richtung Fahrzeugfront.

Eine Kunststoff-Wäscheleine mit viel "Gleitmittel" (z.B. Spülmittel) einreiben und in den umlaufenden,
äußeren Spalt der Scheibendichtung einfädeln. Ebenfalls ordentlich Gleitmittel auf Scheibenrahmen und den Gummi selbst geben.
Die Wäscheleine so in den Gummi einfädeln, daß beide Enden unten in der Mitte auf dem Armaturenbrett zu liegen kommen.
Die Scheibe mit einem Helfer so genau wie möglich auf dem Blechrahmen auflegen.

Ggf. den korrekten Sitz der Zierleisten nochmals prüfen.

Auf beide Vordersitze zeitgleich setzen, und beide Enden der Wäscheleine langsam & gleichmäßig aus dem Gummi ziehen,
damit sich der Wulst wieder um den Blechrahmen legt; zeitgleich sollte ein Helfer mit dem Handballen von außen
(nicht allzu fest) an derselben Stelle gegen den Gummi drücken und quasi mit dem Einziehen "mitwandern".

Sobald sich Scheibe oder Gummi irgendwo verkanten oder beim Einziehen "hart" anfühlen,
oder das Ganze verrutscht, lieber stoppen und nochmals von vorne anfangen.
Versuche hat man unendlich, neue Scheiben nicht zwangsläufig.

Das Einziehen endet oben in der Mitte über dem Innenspiegel.

Am Schluß den Gummi nochmals sorgfältig ringsum mit dem Handballen am Rahmen andrücken; Putzen innen & Außen nicht vergessen.